Spezial

Zu den wachsenden Steinen, ins Reich der Feuersalamander

bei Nonnreit/Tittmoning

Vielfältige Lebensräume und unterschiedlichen Waldtypen prägen die Landschaft am „Salzachdurchbruch“ bei Tittmoning-Nonnreit. Einst durchbrachen hier die Fluten des vom abschmelzenden Salzachgletscher gespeisten Sees den Altmoränenring, um sich den Weg in die Inn-Donau-Niederung zu bahnen. Auf den Hängen wechseln sich bunte Wiesen und Hochstaudenfluren ab, an Quellbächen gedeiht der Riesenschachtelhalm. Nach Norden zu geht ein Buchen-Tannen-Fichten-Hangwald allmählich in einen Schluchtwald und weiter unten in einen zum Teil undurchdringlichen Auwaldstreifen über. Eine Besonderheit des Leitenwalds sind die „wachsenden Steine“ – Kalksinterquellen mit der seltenen, geschützten Pflanzengesellschaft Cratoneuretum. Bei feuchter Witterung kann man mit etwas Glück Feuersalamander beobachten, die hier noch weit verbreitet sind. Auwälder sind geprägt durch periodisch auftretende Hochwasserereignisse und werden aufgrund ihrer Dynamik auch als „europäischer Urwald“ bezeichnet. Wir überqueren den Siechenbach und erreichen die Schwemmsandbereiche mit den ihnen eigenen, angepassten Pflanzen, Pilzen und Tieren. Die Geschichte der Salzachregulierung sowie die aktuellen Kraftwerkspläne werden ebenfalls angesprochen. Mit einer kleinen Erfrischung aus frischen Kräutern endet die Tour.




Ainringer Moor 

Mächtige Gletscherzungen erstreckten sich während der letzten Eiszeit, der Würmeiszeit, aus den Bergen bis weit ins Alpenvorland hinein. Als die Temperatur anstieg, schmolz das Eis und die Schmelzwasserströme suchten sich neue Wege. So entstand eine abwechslungsreiche Landschaft mit Seen, Rinnen, Mulden und abgelagertem Moränenschutt. Feine Seetone füllten die Mulden und formten wasserundurchlässige Schichten. So konnten sich vor ca. 12.000 Jahren auch in den Zweigbecken der Gletscherseen allmählich Nieder- und Hochmoore entwickeln.

Das ca. 250 ha große Ainringer Moor in einer vom Salzachgletscher geformten Senke am Nordrand des Högl ist ein gutes Beispiel für ein ehemals intensiv genutztes Niedermoor, das seit der Einstellung des Torfabbaus im Jahr 2003 renaturiert wird. Die  Geschichte der Moorentstehung, die Unterschiede in der  Vegetation von Nieder- und Hochmoor sowie die Anzeichen der langsamen Renaturierung sind Themen der Rundwanderung.




Pilze – die heimlichen Herrscher des Waldes

Pilzwanderung mit Einführung in die Farben- und Formenvielfalt, ihre Bedeutung im Ökosystem und die nicht unbedeutende Frage: Essbar oder giftig …?

Pilze bilden neben den Tieren (Fauna) und den Pflanzen (Flora) ein eigenes Reich – die Funga. Sie besiedeln alle Lebensräume – Wüsten und Moore, Wälder, Meeresküsten, alpine Zwergstrauchheiden und Städte. Ihre Anzahl ist unübersehbar, zumal unentwegt neue Arten beschrieben werden. Allein zwischen Inn und Salzach stellte die „Arbeitsgemeinschaft Mykologie Inn/Salzach“ über 4.100 Arten fest. Als Partner (Symbiosepartner) höherer Pflanzen und als Saprobionten (Aufzehrer und Umwandler toter organischer Materie) erfüllen sie wichtige Aufgaben im Ökosystem, das ohne ihr Mitwirken nicht lebensfähig wäre. In der Praxis des Pilzsammlers lassen sich die Pilze nach sichtbaren Kennzeichen, die nicht unbedingt den biologischen Verwandtschaftsverhältnissen entsprechen, in verschiedene Gruppen einteilen. I. Pilz mit Röhren („Futter“, „Schwamm“) auf der Hutunterseite und feinen rundlichen oder eckigen Röhrenmündungen (Poren) - Röhrlinge und einige Porlinge, II. Pilz mit strahlig angeordneten Blättchen (Lamellen) auf der Hutunterseite, Fruchtkörper gestielt oder ungestielt  Lamellenpilze, III. Hutunterseite mit weichen oder korkig-zähen Stacheln - Stoppelpilze und Stachelinge im weiteren Sinn, IV. Pilz mit oder ohne Stiel, zumindest im Jugendstadium kugelig, birnenförmig, sternförmig - Bauchpilze, V. Pilz keulenförmig, gefingert, strauchartig verzweigt oder korallenartig verästelt - Keulen- und Korallenpilze, Holzkeulen, Klebriger Hörnling, VI. Pilz konsolen- oder hufförmig, nur selten gestielt, Unterseite mit Poren; einjährig oder mehrjährig, meist saprob oder parasitisch an Holz -  Porlinge, VII. Pilz flach hautartig oder krustenförmig (ohne Hut, resupinat) auf Holz, mit glatter, poriger oder stacheliger Oberfläche - Rindenpilze (ohne Poren), resupinate Porlinge (mit Poren),   VIII. Pilz schalen-, becher-, krug- oder ohrförmig, ohne oder mit kurzem Stiel - Becherlinge im weiteren Sinn, einige napfförmige Bauchpilze, IX. Pilz mit gehirnartig wulstig-gewundenem, sattelförmigem oder wabenartig gekammertem Hut: Morcheln und Lorcheln, X. Pilz mit gelatinöser oder „gummibärchenartiger“ Konsistenz, meist gekröseartig auf feuchtem Holz - Gallertpilze.




Sammelleidenschaft: Sammlerinnen und Sammler in der Frühen Neuzeit

Unsere heutigen Museen haben vielfach ihren Ursprung in Sammlungen, die in der Renaissance und im Barock entstanden: Ohne die Familie Medici oder Herrscherdynastien wie die Habsburger und Wittelsbacher gäbe es nicht die großen Museen in Florenz, Wien und München. Die Sammelleidenschaft erfasste aber auch Herrscherinnen wie Isabella d' Este in Mantua, die schwedische Königin Christina, die Marquise de Pompadour oder Katharina II. von Russland – sammelten diese Frauen anders als ihre männlichen Zeitgenossen? Im Blick stehen auch mehrere Klöster, in den besondere Sammlungen angelegt wurden, wie in Kremsmünster oder Göttweig. Interessant ist auch der Bildungsauftrag, der mit einigen Sammlungen der Frühen Neuzeit verknüpft war.



Architektur und Medizin in Wien

Der Alsergrund ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Zentrum der medizinischen Forschung und Behandlung. Hier befindet sich der ab den 1690er Jahren errichtete und mehrfach umgebaute Spitalskomplex des Alten AKH. In den heute als Universitätscampus genutzten Höfen befindet sich mit dem Narrenturm eines der radikalsten Beispiele der Wiener Architektur des 18. Jahrhunderts. Nach einer Besichtigung des Alten AKH besuchen wir das Josephinum. Der 2022 wiedereröffnete Prachtbau, den Isidore Canevale für Joseph II. errichten ließ, beherbergt eine der bedeutendsten medizinhistorischen Sammlungen der Welt. Unter anderem sind hier über 1000 spektakuläre Wachsmodelle florentinischer Meister zu bewundern. Am Nachmittag geht es weiter in das von Hermann Czech neu gestaltete Sigmund Freud Museum, das in Freuds ehemaligen Praxis- und Wohnräumen eine Ausstellung zu seinem Leben und zur Geschichte der Psychoanalyse zeigt.


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