
Niederösterreich hat eine besonders hohe Dichte an historischen Städten und Märkten zu bieten. Die verkehrsgünstige Lage vieler Regionen, wie dem Donauraum, oder den Nord-Südverbindungen zwischen Böhmen, Mähren und dem Alpenraum, war für die Entwicklung von Handel und Handwerk förderlich. Unter den Römern entstanden ab dem 1. Jahrhundert nach Christus sowohl entlang des Donaulimes, als auch im Hinterland, militärische Stützpunkte, die sich bis in die Spätantike zu Zentralorten mit bedeutender baulicher Hinterlassenschaft entwickelten. Ab der Eroberung des Awarenreichs unter Karl dem Großen wurde der Donauraum Teil des fränkischen Reichs, was die Basis für die Neubesiedlung der römischen Ruinenstätten wurde. Aus diesen entwickelten sich bis in das Hochmittelalter Städte, die beispielsweise im Nibelungenlied als fiktive Stationen der Brautreise Kriemhilds an den Hof König Etzels genannt werden. Aber auch der mittelalterliche Landesausbau, insbesondere im Waldviertel, schuf neue regionale Zentren. Mächtige Stadtmauern und Stadtburgen, Pfarrkirchen, Stadtklöster und Bürgerspitäler zeugen bis heute von der lebendigen Entwicklung dieser Städte, auch wenn viele heute nur noch eine regionale Bedeutung besitzen.
PROGRAMM:*
1. Tag, Donnerstag, 08. Juni 2023
Anreise nach Freistadt: Abfahrt - Einstiegsstellen: 07.00 Hallein Pernerinsel - Parkplatz beim Kreisverkehr/ 07.15 P + R Salzburg Süd/ 07.30 Stadion Klessheim/ weitere Einstiegsstellen auf der Strecke z.B. Raststation Mondsee, Parkplatz Shoppingcenter Haid… in Absprache möglich.
Auch wenn Freistadt im heutigen Bundesland Oberösterreich liegt, gehört es zu den landesfürstlichen Gründungsstädten der Babenberger in einer Zeit, als die Landesgrenzen in dieser Form noch nicht existierten. Freistadt wartet mit einer besonderen Dichte an Bürgerhäusern der Gotik, Renaissance und des Barock auf, an denen Wohnkultur im Wandel und bürgerlicher Repräsentationswille besonders gut abzulesen sind. Mit dem „Salzhof“ und dem Schloss besitzt die Stadt zudem zwei funktional wie baulich sehr unterschiedliche Zentren der landesfürstlichen Stadtherrschaft. Beide sind in die vorzüglich erhaltene Stadtbefestigung eingebunden, die wir ebenfalls besichtigen werden.
Durch den Nordwald fahren wir am Nachmittag in das Nördliche Waldviertel in die Braustadt Weitra. Zu Füßen des Schlosses Fürstenberg gelegen, beeindruckt die Stadt mit seinem geschlossenen baulichen Ensemble rund um den Hauptplatz. Durch Verlegung der Pfarre im frühen 13. Jahrhundert schufen die Kuenringer die Grundlage für einen neuen Zentralort an der sich etablierenden österreichisch-böhmischen Grenze. Die ältesten Teile der Stadtbefestigung stammen aus dem 14. Jahrhundert, als die Stadt durch Verlegung der Handelsstraße nach Böhmen nochmals aufgewertet wurde. Auf dem Hauptplatz besichtigen wir die Stadtzisterne mit ihrem romanischen Gewölbe. Außerhalb der Stadt liegt an der Lainsitz das ehemalige Bürgerspital mit bemerkenswerten Wandmalereien und Inschriften.
Nach den Besichtigungen weiterfahrt nach Krems, wo wir die Zimmer in unserem ***/**** Gasthof-Hotel am Rande der Innenstadt von Krems beziehen.
2. Tag, Freitag, 09. Juni 2023
Abfahrt durch das Kamptal nach Eggenburg. Dass Eggenburg zu den „NÖ Stadtmauerstädten“ zählt, wird bereits bei der Anfahrt zum Stadtzentrum verständlich: Die Befestigung zählt zu den besterhaltenen Anlagen in Österreich. Auf dem Hauptplatz besichtigen wir das Sgraffitohaus, dessen in Kratzputztechnik erstellten Bilder und Inschriften ein eindrucksvolles Zeugnis bürgerlicher Repräsentation aus der Renaissance darstellen. Mit der romanisch-gotischen Stadtpfarrkirche hat Eggenburg ein weiteres kunsthistorisches Highlight zu bieten.
Wir fahren weiter Richtung Norden nach Retz. Im Vergleich zu Eggenburg handelt es sich um eine relativ späte Stadtgründung, die durch ihre regelmäßige Anlage mit zentralem Hauptplatz charakterisiert ist. Mit dem Althof und der Stadtburg verfügt Retz wie Freistadt über zwei, einander diametral gegenüber liegenden Anlagen der Stadtherrschaft. Mit Eggenburg verbindet Retz ein weiteres Bürgerhaus mit überreich dekorierter Sgraffitofassade. Von großer Seltenheit ist die Windmühle knapp außerhalb der Stadt, von der man einen wunderbaren Rundblick genießt.
Den Tag beschließen wir in Pulkau nahe der österreichisch-tschechischen Grenze. Die romanische Kirchenanlage liegt außerhalb des Ortszentrums und belegt auch hier, wie in Weitra, eine Verlegung der Siedlung im Zuge der mittelalterlichen Marktgründung. Von besonderer historischer Bedeutung ist die Kirche zum Heiligen Blut, die auf ein angebliches Hostienwunder zurückgeht und ein Beispiel der Vermengung von spätmittelalterlicher Frömmigkeit und Antijudaismus ist. Der gotische Flügelaltar ist von hoher künstlerischer Qualität. Rückfahrt nach Krems an der Donau.
3. Tag, Samstag, 10. Juni 2023
Am Samstag besichtigen wir die Donaustädte Krems, Stein und Mautern. Krems und Stein bilden seit dem Mittelalter eine Doppelstadt mit gemeinsamem Bürgermeister, aber getrenntem Stadtrat und dementsprechend jeweils auch eigenständiger Stadtbefestigung, Stadtpfarre und Rathaus. Wir beginnen den Rundgang mit Krems an der Donau. Auf dem Hohen Markt ragt die sog. „Gozzoburg“ über die Altstadt. Dieses mehrhöfige mittelalterliche Stadtpalais wurde in den letzten Jahren renoviert und gehört mit jüngst aufgedeckten Wandmalereien zu den mittelalterlichen Baudenkmälern von europäischem Rang. Vorbei am „Großen Sgraffitohaus“ erreichen wir den Pfarrplatz mit der großen, frühbarocken Pfarrkirche, dem mittelalterlich-barocken Pfarrhof und dem Rathaus mit seiner schönen Renaissance-Halle. Im ehemaligen Dominikanerkloster befindet sich heute das museumkrems, in der Kirche ist die malerische Ausstattung des Spätmittelalters gut erhalten geblieben. Durch das Steiner Tor verlassen wir die Kremser Altstadt und passieren das ehemalige Kapuzinerkloster Und sowie die „Museumsmeile“, wo wir die Altstadt von Stein an der Donau erreichen. Hinter dem Kremser Tor biegt ein kleines Gässchen zum ehemaligen Verwaltungshof des Stifts Göttweig ab, der in seiner Erhaltung ein gutes Beispiel für diesen Bautyp vermittelt. Die Torkapelle des Göttweiger Hofes ist im Inneren mit wunderbaren Wandmalereien der Zeit um 1300 ausgestaltet. Die ehemalige Minoritenkirche in Stein ist heute ein Veranstaltungszentrum. Entlang der Landstraße können wir schöne Bürgerhäuser mit Bauelementen der Gotik, Renaissance und Barock bewundern. In der Landstraße befindet sich auch der landesfürstliche Salzstadel, der um 1630 aus zwei älteren Bürgerhäusern geschaffen wurde. Mit der Pfarrkirche Hl. Nikolaus und dem Großen Passauerhof besichtigen wir wiederum zwei weitere kirchliche Bauwerke.
Über die Alte Donaubrücke aus Eisenfachwerk – sie liegt an der Stelle der ehemaligen Furt – erreichen wir Mautern an der Donau. Obwohl diese Stadt deutlich älter ist als Krems und Stein, wurde ihr im Laufe des Mittelalters der Rang von den Orten am nördlichen Donauufer abgelaufen. Die Altstadt liegt weitgehend innerhalb des ehemaligen Limeskastells Favianis, in dem im 5. Jahrhundert der Hl. Severin von Norikum wirkte. Aus der Spätantike sind noch bedeutende Reste der Kastellmauern erhalten. Im späten 11. Jahrhundert wurde Mauten der wirtschaftliche Mittelpunkt des Exilbistums Bischof Altmanns von Passau. Aus dieser Zeit stammt die Margaretenkapelle mit einer erhaltenen Weiheinschrift aus dieser Zeit. Den Rundgang beenden wir im sog. Nikolaihof, dem Weinlesehof des ehemaligen Chorherrenstifts St. Nikola in Passau. Bis heute als Weinbetrieb aktiv, umfasst der Nikolaihof bedeutende Baureste von der Antike bis in die Frühe Neuzeit.
4. Tag, Sonntag, 11. Juni 2023
Abfahrt nach Traismauer. Auch diese Kleinstadt entstand in den Resten eines römischen Limeskastells. Das „Wiener Tor“ und auch Teile des Schlosses nutzen bis heute die antiken Strukturen. Weiterfahrt nach St. Pölten. Die niederösterreichische Landeshauptstadt ist vor allem für seine barocke Altstadt bekannt. Als Eigenbesitz des Bistums Passau wurde die Stadt über Jahrhunderte durch kirchliche Institutionen geprägt. Dazu zählt insbesondere das Chorherrenstift St. Hippolyt, das der Stadt den Namen gab, aber auch Franziskaner und Karmelitinnen haben ihre Spuren im Stadtbild hinterlassen. Der Rathausplatz gehört zu den schönsten Plätzen Österreichs und vermittelt an warmen Sommertagen ein mediterranes Flair. Als letzte Station besichtigen wir am Heimweg Wieselburg, wo sich als Teil der heutigen Stadtpfarrkirche ein kirchlicher Zentralbau aus dem späten 10. Jahrhundert erhalten hat. Das Bauwerk geht auf eine Gründung durch den Bischof und späteren Heiligen Wolfgang von Regensburg zurück, der hier eine Burg errichtete. Diese wurde wiederum namensgebend für den darunter liegenden Markt. Über Ybbs an der Donau treten wir die Heimreise nach Salzburg (Hallein) an.
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